Cook Islands Games 2020 - Was am Ende bleibt?

 

Oe-Vaka in Muri Lagoon

Strahlende Gesichter und funkeln in den Augen vom Baby über Kinder und Jugendliche bis hin zu Erwachsenen und Großeltern. Noch ein lautes Donnern und das finale Bouquet schießt in den Himmel bis der Goldregen das ganze Stadion erleuchtet. Das Feuerwerk der Abschlusszeremonie der Cook Islands Games überstrahlt sogar das Kreuz des Südens am Firmament.

Der Präsident von CISNOC dem olympischen Komitee der Cook Inseln hat seine Laudatio gehalten und war zu Recht voller Stolz auf das Erreichte, eine Sportveranstaltung von Weltformat, vor einer Rekordkulisse, zu einer Zeit, da die Welt in Angst vor der Corona Pandemie erstarrt, erlebt Rarotonga ihre eigenen Olympischen Spiele. Am Ende ist da ein Gefühl Teil von etwas ganz Besonderen und Einmaligen gewesen zu sein.

Familie Meyer beim Kitesurfing

Nach nur drei Monaten Vorbereitungszeit haben über 3000 Athleten aus 11 Mannschaften in 24 Sportarten haben ihre jeweiligen Besten gekürt. Die Mannschaft aus Mauke hat die meisten Medaillen gewonnen und darf sich seit dem 17. Oktober 2020 ganz offiziell Cook Islands Games – Island Champion 2020 nennen. Viel wichtiger als Gewinnen war aber der Austausch und das Miteinander der Menschen von den verschiedenen Inseln, die sich seit Jahren nicht gesehen hatten. Da können sich alle als Gewinner fühlen. Am meisten beeindruckt haben uns die Oe-Vaka Sprints in Muri Lagune und das Beach Handball hat unheimlich viel Spaß gemacht. Die Spiele waren ein tolles farbenfrohes, zweiwöchiges Fest auf Rarotonga.

Gute Laune bei der Abschlussfeier

Unser Festessen für die Freiwilligen mussten wir alle zusammen selber kochen. Aber so ist das hier auf den Cooks, man muss sich einfach selbst feiern. Da saßen wir dann noch einmal alle zusammen im Versammlungsraum bei Ika Mata, dem national Gericht der Cook Islands, gebratenem Hühnchen, Brotfrucht und Kokusnusssoße. Taa Pera, die Koordinatorin der Freiwilligen hielt noch eine kurze Dankesrede. Sie hat gefühlt zwei Wochen lang nicht geschlafen. Spät abends und früh morgens war sie immer aktiv im Messenger Chat und hat noch schnell Dinge in aller letzter Minute organisiert.

Gold Medaille Cook Islands Games 2020

In den Cook Inseln wird alles im Grunde eh sehr anders organisiert, als wir es aus Deutschland kennen. Manchmal wirkt es, als laufe nichts, wie geplant, aber trotzdem läuft am Ende immer alles rund. Da wussten wir abends noch nicht, wo wir am nächsten Tag gebraucht werden würden. Gegen 6 Uhr morgens kam dann die Nachricht, bitte um 7:30 beim Beach Volleyball sein. Die bräuchten zwei Akkreditierer. Zum Glück sind wir schon lange genug hier, um mit dieser Lebensart ganz locker umgehen zu können. Diese Spontanität der Insulaner gehört einfach zur Kultur der Cook Inseln. Aus unseren Augen mag es als unorganisiert wahrgenommen werden, es hängt aber aus meiner Sicht mit der Definition von Zeit zusammen. Zeit wird einfach anders bewertet. Zeit hat man hier und man nimmt sie sich nicht, deswegen kann man sie im Umkehrschluss auch niemandem wegnehmen. Die Einheimischen nennen dieses Konzept liebevoll Island Time. Wer dies lernt zu akzeptieren, kann Teil der Gemeinschaft werden und die hat hier eine starke Bindung.

Atiu gegen Mangaia - Atiu in weiss/rot gewann Gold

Diese neuen Bindungen haben wir außerhalb der Freiwilligen Gruppe ebenfalls knüpfen können und wir haben tolle neue Menschen getroffen und alte Bekannte besser kennen gelernt.

Die Kinder finden Tante Tia Marie jetzt unheimlich gut. Tia Marie ist aus dem Dorfsport nicht wegzudenken. Sie ist bei jedem Spiel am Spielfeldrand, unterstützt die Teams und hat immer etwas zu essen dabei. Auf der CIFA (Cook Island Football Association) Tribüne hat sie die ganze Woche immer an derselben Stelle gesessen und ein kleines Lager aufgebaut. Auf einer großen Matte war ein Topf mit Würstchen, Toastbrot und Ketchup, eine kleine Kühltruhe mit kalten Getränken und Wassereis für die Kinder. Wurstbuden für das Halbzeitgrillgut gibt es hier nicht. Aber die Kinder rennen alle zu Tia Marie und holen sich da ein selbstgemachtes Hotdog ab.

Siegerehrung Fussball Atiu Gold, Mangaia Silber und Mauke Bronze

Ihre Großzügigkeit ist beispielhaft für das Leben in der Gemeinschaft hier auf Rarotonga, es wird selbstverständlich alles mit allen geteilt. Und so sitzt sie da, eine übergewichtige Insel-Mama mit freundlichem Lächeln im Gesicht, auf ihrer Matte, umringt von strahlenden Kindern, die ihre Wurst und ein Wassereis genießen. Ich beschreibe dies so ausführlich, weil ihr Verhalten für mich ebenfalls die Essenz dieser Spiele treffend widerspiegelt. Tia Marie war jeden Tag bei den Spielen und hat jeden Tag die Kinder mit ihren Leckereien versorgt. Ich habe keine Ahnung, wie sie es finanziert hat. Aber das ist für sie auch absolut zweitrangig. Teilen war schlicht ihr Beitrag zu den Cook Islands Games. Als Athletin kann sie nicht mehr teilnehmen, aber für die Kinder da sein, dass kann sie sehr wohl und macht es aus vollem Herzen.

Paddler aus Pukapuka

Noch ein kurzes Wort zu Corona, da es ja sonst keinerlei Erwähnung fand. Als Lucile und ich beim Korbball am Einlass der Turnhalle saßen und am dritten Tag der Veranstaltung mit einem Mal morgens eine Handdesinfektionsflasche dastand, sagte sie zu mir: “Du, ich glaube, die Flasche steht hier wegen Corona.“ Ansonsten war das Virus einfach nicht Gegenstand der Spiele. Wir haben in zwei Wochen nicht eine Maske oder sonst irgendeine Corona Präventionsmaßnahme gesehen und das dies nicht nötig war, dafür sind wir sehr dankbar.

Nach unserem gemeinsamen Essen mit den Freiwilligen wurde uns dann noch eine ganz große Ehre zu teil, wir durften zusammen mit den Athleten ins Stadion zur Abschlussfeier einlaufen. Vorbei an der Ehrentribüne auf der der Premierminister Mark Brown und der Repräsentant der Königen Sir Tom Masters saßen. Das war schon sehr aufregend! Das Beste war, dass unsere Kinder mit uns mitkommen durften. Anders als bei der Eröffnungsfeier, wo alle Teams einzeln eingelaufen sind, haben die Veranstalter zum Ende ihrem Motto: Zusammen als Einheit, bewegen wir unsere Nation richtig Leben eingehaucht und so sind alle Teams zusammen eingelaufen. Die Schiedsrichter und Freiwilligen durften dann als letzte ins Stadion marschieren und Familie Meyer und die Motu Villas Mitarbeiter mittendrin.

So sah das Ganze in der Kreiszeitung Wesermarsch aus

Was am Ende bleibt? Der neue Premier Minister hat in seiner Abschlussrede versprochen, dass die Regierung eine Neuauflage der Spiele in 2022 finanzieren wird.

Seine Worte wurden mit einer ganz tollen Tanzveranstaltung und einem Feuerwerk besiegelt, bevor die Spiele offiziell für beendet erklärt wurden.

Als Freiwillige Helfer bei den Cook Island Games 2020

Wir nehmen aus den olympischen Inselspielen viel Motivation mit und sehen die nächsten zwei Jahre als Vorbereitungszeit auf die kommenden Spiele in 2022. Unser Arbeitsvertrag lauft im November 2022 aus, so besteht die Chance im Tischtennis, beim Dart oder Federball, vielleicht auch im Radrennen oder Fußball als aktive Athleten dabei sein zu können. Das wäre der krönende Abschluss eines langen Südsee Abenteuers.

Bis dahin kann Mauke sich als Insel Champion feiern lassen. Hoffentlich bleibt unser Inselparadies weiterhin vom Corona Virus verschont, so dass das Strahlen und Lächeln auf den Gesichtern der Insulaner nicht verblasst. Und im Oktober 2022 heißt es dann wieder Gut Sport und möge die bessere Mannschaft gewinnen!

Sonnige Grüße von Familie Meyer

                                                                                                


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