So bunt wie die Insel selbst
Artikel aus der Kreiszeitung Wesermarsch vom 22.06.20 |
Die Lagune ist heute wunderbar friedlich und strahlt
in Azureblau, nach dem gestrigen Regen ist der Rasen satt und gruen, nicht so
wie die Wesermarsch, aber immerhin. Der Hibisukus blueht jetzt im Winter in Knallrot,
feurig Orange und Zartrosa die Sonne scheint ueber der Insel und wir sind zu
einer Schulveranstaltung geladen.
Die Kinder tragen ihre Schuluniformen, ein
blau-weiss bedrucktes Hawaiihemd und eine marineblaue kurze Hose, um den Hals
tragen sie die traditionellen Blumenketten aus Frangipani, Gardenia,oder Maire,
genannt Ei. Bunte Farben mischen sich mit tropischen Dueften und ueberall sind
strahlende Gesichter. Ich sitze da und denke mir: „Ach, so kann Schule also
auch gehen?“
Die Schule hat 8 Jahrgaenge und unser Sohn geht in die
1. Klasse. Einmal im Momnat kommt die ganze Schule auf dem Schulhof zusammen
und feiert eine Festveranstaltung bei der die besten Schueler und Sportler von
ihren Lehren ausgezeichnet werden. Bei den Auszeichnungen geht es eher um das
Vorleben der Schulwerte von Toleranz, Disziplin, Freundschaft,
Hilfsbereitschaft und Respekt, als um akademische Leistungen.
Jeweils eine
Klasse uebernimmt die Moderation und diesen Monat war die 1. Klasse an der
Reihe. Die Kinder sitzen dann im Klassenverband vor der gesammten Schule, muessen
einzeln aufstehen, auf ein Podium steigen und einen kleinen, auswendig
gelernten Text in ein Mikrofon sprechen. Unser 5-Jaehriger und seine Freunde
haben das ganz toll gemacht und zu dem noch im einheimischen Dialekt, dem Maori
gesprochen! Man stelle sich vor, ein Erstklaesser spricht zu seiner gesamten
Schule in fliessendem Plattdeutsch! Wirklich schade, dass es das zu meiner
Schulzeit nicht gab. Bei mir persoenlich ist durch die Sprache ein Stueck
Kultur verloehren gegeangenen, hier auf den Cook Inseln wird Wert darauf
gelegt, die Sprache ganz bewusst am Leben zu halten.
Die ganze Veranstaltung
ging ueber eine Stunde und als am Ende alle Urkunden vergeben waren, das letzte
Lied gesungen und der finale Trommeltanz aufgefuehrt wurden, ging es zurueck in
die Klasse zum Unterricht. Alles ganz geregelt und einer einstudierten Normalitaet
folgend. Damit wird den Kindern begebracht, dass es ganz normal ist, schon im
jungen Alter mit Selbstbewusstsein vor eine Gruppe zu treten und zu sprechen.
Die Kinder duerfen sich hier erst zu kleinen Persoenlichkeiten entwickeln,
bevor der krasse Leistungsdruck aufgebaut wird.
Unser Sohn hatte als einziger
zwei kurze Auftritte und durfte, am Ende der Veranstaltung, im Namen seiner
Klasse den zwei Bands die gespielt hatten, danken. Ich weiss ehrlich nicht, wer
da stolzer war, unser Sohn oder wir Eltern?! Nach der Schule durfte er sich
dann aussuchen, was er machen wollte. Seine Wahl viel auf einen Lutscher mit
Kaugummi drin und auf jeden Fall Erdbeergeschmack, einen Haarschnitt, Fussball
spielen mit den Jungs bei Charlie’s und anschliessend Pizza! Die Belohnung
hatte er sich redlich verdient!
Als wir dann mit seinen Freunden um den Tisch sitzen
sagte ich zu unsere Freundin: „Weisst du, dass schoenste am Aufwachsen hier ist,
dass unsere Kinder keine Hautfarbe sehen. Die kennen nur ihre Freunde.“ Um zwei
riesige Pizza Margarita sassen, lachten und schmatzten ein Junge aus Fiji,
einer von hier aus den Cooks, Franzosen und ein Schweizer mit
Indisch/Chinesischen Wurzeln – die Menschen um unseren Tisch waren so bunt, wie
unsere Insel selbst. Und unsere Kinder realisieren es garnicht, dass das etwas
besonderes ist. Fuer sie ist es einfach eine Pizza Party im Strandrestaurant bei
Onkel Charlie mit ihren Freunden. Und im Anbtracht des ganzen Chaoses in der
Welt und vor allem in den USA im Moment, gibt uns dieses Gefuehl unglaublich
viel Hoffnung fuer die Zukunft. Fuer diese Generation sind Fremde lediglich
Freunde, die sie noch nicht kennen gelernt haben.
Sonnige Gruesse von Familie Meyer
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